02 / 2019

Wie und wo wollen die Menschen zukünftig einkaufen?

Wie und wo wollen die Menschen zukünftig einkaufen?

The future of retail – it is not about shopping
Erlebnisse schaffen und Cityquartiere neu denken


Wenn wir über Zukunftstrends im Einzelhandel sprechen, fällt oftmals der Begriff „Digitalisierung“. Zugegeben, die Digitalisierung wird die Spielregeln des Handels zukünftig verändern. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Trendforscher, Experten und Kunden sind sich dieser Tatsache bewusst, nur das Ausmaß bewegt sich noch fernab unserer Vorstellungen. Aber nicht alles, was technisch umsetzbar ist, wird vom Käufer angenommen und genutzt. Der Einzelhandel ist im Wandel, findet zunehmend online statt, wird aber auch zukünftig online präsent sein müssen – nur anders und weiter gedacht als heute.

Heute verdrängt der Online-Handel den stationären Einzelhandel, vor allem in kleineren Städten und ländlichen Regionen. Fachgeschäfte für Textilien, Lederwaren, Literatur oder Keramik sind im hohen Maße betroffen. Allein der Lebensmittelhandel blieb bisher verschont. Dabei spielen oftmals die kleinen Händler für das Stadtbild eine wichtige Rolle. Und auch die großen Shopping-Center stehen unter Druck. Die Kunden bleiben zunehmend fern und kaufen lieber online. Doch trotz E-Commerce wird der stationäre Handel nicht verschwinden, er muss sich allerdings weiterentwickeln:

  • Einkaufsprozesse müssen sich an den Bedürfnissen der Kunden orientieren. Heute liegt der Fokus auf Konzepten, die das Einkaufen zum Erlebnis machen und deshalb Menschen in die Städte ziehen. Das Geschäft sollte ein Ort sein, den der Kunde gerne aufsucht, an dem er seine Zeit verbringt, sein soziales Umfeld trifft und Produkte und Dienstleistungen direkt erwirbt. Fashion-Shows in Boutiquen, Weinproben in Feinkostläden, Fitnesskurse in Sportartikel-Geschäften, vorzügliche Restaurants in unmittelbarer Nähe – der Phantasie für ein unvergessliches Kauferlebnis sind keine Grenzen gesetzt.
  • Die klassische Customer-Journey wird immer seltener. Für viele stationäre Händler liegt deshalb die Zukunft in der Verbindung von Online- und Offlineangeboten. Im stationären Handel könnte das Testen und Ausprobieren im Vordergrund stehen. Bestellt und gekauft wird schließlich online. Um eine Investition in neue Technologien kommen die stationären Händler aber nicht herum, wenn sie am Markt bestehen möchten.
  • Für ein unvergessliches Kauferlebnis ist geschultes, qualifiziertes Fachpersonal im Einzelhandel unabdingbar. Die hohe Servicequalität bietet Mehrwert und Nutzen für den Kunden, die er, allein vor seinem Laptop, nicht geboten bekommt.
  • Neue Geschäftsmodelle sind zu entwickeln. Der Online-Handel hat Schwächen, die der stationäre Handel ausgleichen kann: Unberechenbare Lieferzeiten und zeitaufwändige Retouren könnten von einzelnen Händlern aufgefangen werden, indem sie beispielsweise Pakete rund um die Uhr von Kunden annehmen und zurücksenden.

Als Projektentwickler überlegen wir uns natürlich, wie eine Immobilie attraktiv für Kunden gestaltet werden kann, damit sie einen Beitrag zum "neuen" Kauferlebnis beisteuert. Das Nutzungskonzept muss neu gedacht werden: Geht der Kunde nicht mehr in die stationären Geschäfte, müssen die Geschäfte eben zum Kunden kommen. Die Vision ist ein lebendiges Mischquartier mit qualitätsvoller Architektur und einem attraktiven Nutzungsmix für zukunftsorientiertes Einkaufen, Leben und darüber hinaus auch Arbeiten.

Denn: Dauerhaft funktioniert eine Immobilie nur, wenn das Nutzungskonzept ankommt und Mieter und Besucher gleichermaßen langfristig anzieht.

Ihr Konstantin von Abercron